Zuckerbrot für eine Minute Fußball – Im Gespräch mit Werner Ružička
18:18 im Gespräch mit Werner Ružička//Leiter der Duisburger Filmwoche seit 1985
Foto: Isabell Kunz
WAS ZÄHLT IST DER AUSDRUCK, NICHT DIE ABBILDUNG
18:18: Das Festival läuft und neigt sich langsam dem Ende zu. Was sagst du zu diesem Jahr, wie sind deine Eindrücke, wie ist die Entwicklung?
Werner Ružička: Also zum einen sind wir wieder jünger geworden. Jünger geworden im Alter der Autorinnen und Autoren, jünger geworden beim Zuschauer und jünger und frischer bei den Themen. Die Themenvielfalt dieses Jahr ist erfreulich und unglaublich in ihrer Bandbreite. Durch erste äußere Faktoren kann man schon von Erfolg sprechen, die Kinos sind voll, schon morgens um 10 Uhr. Das Niveau der Diskussionen ist ziemlich gut. Sie finden getrennt vom Kinosaal statt. Ich denke ein Raum in dem man den Film gesehen hat, ist nicht der optimale Raum um zu reden. Man braucht eine bestimmte räumliche Distanz, eine andere Orientierung und man braucht einen bestimmten kleinen Moment, einen kurzen Weg, um sich zu sammeln. Die Quote der Leute die im Kino waren und zur Diskussion gehen ist sehr hoch, 70-80 % ist wahnsinnig viel. Manche sagen: Es kommen viele zum diskutieren, aber es reden nur wenige. Das stimmt, aber man kann es gut begründen. Nicht alle Leute haben das Talent und die Bereitschaft oder sind nicht fähig so schnell nach einem Film auch über ihn zu reden. Manche möchten auch nicht unbedingt öffentlich reden oder haben einfach noch keinen guten Gedanken. Eine andere Sache ist, dass es manchen Leuten genügt einfach nur intelligent zuzuhören, seine Meinung bestätigt zu bekommen, zu revidieren und dass man vor allem das Gefühl der Gemeinschaft, das auch im Kino herrschte, zu einem Film zusammen gekommen zu sein, auch im Reden über den Film noch mal nach zu spüren. Ein Freund, der mal zu der Kommission gehörte, schrieb mal: In Duisburg hört der Film nicht auf, wenn der Projektor ausgeht, sondern geht im Diskussionsraum weiter.
18:18: Generell hat man selten die Möglichkeit, mit der Regie oder den Autoren/innen nach einem Film reden zu können. Hier darf jeder zu Wort kommen. Das ist für uns als Studenten, wenn z.B. auch mal technische Fragen aufkommen oder allgemeine Fragen zum Prozess sehr interessant. Gerade beim Dokumentarfilm. Du leitest das Festival jetzt seit 30 Jahren. Hast du eine generelle Entwicklung des Dokumentarfilms wahrgenommen? Wie zeichnet sich diese aus?
WIR HABEN DIE FILME AUSGEWÄHLT, DIE UNS ÜBERZEUGT HABEN. FILME IN KATEGORIEN EINZUORDNEN WÜRDE SCHUBLADEN ÖFFNEN.
Werner Ružička: Es ist bekannt, dass das Programm nicht nach vorgegebenen Kriterien ausgewählt wird, sondern danach, was uns überzeugt. Es läuft nicht soab, dass wir sagen wir brauchen jetzt einen Film in dem es um Familie geht, einen der kurz ist und einen animierten, sondern wir haben die Filme ausgewählt, die uns das Gefühl gegeben haben, gut zu sein. Die Besten des Jahres zu sein. Filme in Kategorien einzuordnen würde Schubladen öffnen. Ich kann ein, zwei allgemeine Sachen nennen. Ohne Zweifel hat die digitale Revolution zu Veränderungen geführt. Man dreht mit digitalen Apparaturen unter einfacheren Bedingungen. Freies unabhängiges Arbeiten mit begrenzten Mitteln ist möglich. Es ist kostengünstiger und es kann mehr in die Postproduktion investiert werden. Durch das geringe Gewicht der Geräte, wird eine Mobilität geschaffen, die das Erreichen von Gegenden ermöglicht in die man sonst nicht gekommen wäre.
18:18: Würdest du sagen, dass durch diesen digitalen Wandel nun sehr viel mehr Leute die Möglichkeit haben Filme zu machen, aber die allgemeine Qualität sinkt?
MAN MERKT OB LEUTE ETWAS AUSDRÜCKEN UND NICHT ETWAS ABBILDEN WOLLEN.
>Werner Ružička: Man merkt, ob jemand mit diesen Geräten bewusst und professionell umgehen kann. Klar kann jeder Amateur weiter seine Blumenbilder machen, aber ich denke schon, dass man merkt, warum Leute Bilder machen wollen und etwas ausdrücken und nicht etwas abbilden wollen. Eine Entwicklung ist, dass immer mehr Leute von den benachbarten Künsten kommen, von den Kunstakademien oder aus der Galerieszene. Ich glaube nicht, dass sich der Dokumentarfilm als bewusste Ausdrucksform, irgendwann amateurisiert. Die Form und die formale Bewältigung ist immer ein wichtiges Kriterium. Hinzu kommt, wir haben viele Hoch- und Fachhochschulen an denen das Bildermachen von guten Lehrern, die meist selber auch Filme machen oder gemacht haben, auf hohem Niveau gelehrt wird, sodass auf den Nachwuchs vertraut werden kann.
18:18: Durch die ganzen Techniken, die viele Möglichkeiten mit sich bringen hat sich die Aufmerksamkeitsspanne der Gesellschaft verkürzt. Ein 80-Minuten-Dokumentarfilm wird oft schon als anstrengend empfunden. Wirkst sich das auf die Filme aus, wie nimmst du es wahr?
Gegen den Kannibalismus von Bildern zur Wehr setzen.
Werner Ružička: Jede Art von künstlerischer Bearbeitung von Bildern muss sich gegen den Kannibalismus von Bildern zur Wehr setzen. Es müssen Bilder sein, die sich gegen diese üblichen Bilder wenden. Man kann von einer Massenbildhaltung sprechen. Dass Bilder so zu sagen kaputt gemacht werden, versendet werden, vermatscht. Und wenn es so ist, dass bei einem Thema das interessiert, mit einem Engagement in der Form und mit einer bewussten Art des Contrapunktes gearbeitet wurde, dann bleiben die Zuschauer auch in einem Film der vier Stunden dauert. Dann sind die Leute auch bereit, sich einer Filmerzählung hinzugeben, die nicht nach üblichem Schema abläuft, bei dem am Anfang etwas Nettes passieren muss um dabei zu bleiben, oder in der Mitte noch mal ein Höhepunkt nötig ist, sondern, dass man die Faszination des richtigen, guten Bildes sucht, kreiert und in der Filmzeit geschickt kreativ und rhythmisch in Beziehung setzt. Und dann findet man Zuschauer, gerade auch Zuschauer, die von den üblichen „Blabla-Bildern“ abgelenkt werden, bei denen die Sehnsucht nach dem guten Bild bleibt, nach dem guten Gespräch, nach der richtigen Einstellung. Es gibt immer eine Sehnsucht, etwas aus der Vergangenheit im Bild wieder zu finden. Es gibt immer die Sehnsucht von Leuten, die Welt erklärt zu bekommen. Als Kind haben wir es gemocht, wenn der Opa uns von seiner Vergangenheit erzählt hat und diese Erzählungen sind Teil unserer Gattung als Mensch. Wir möchten gerne erzählen, wir möchten gerne den Menschen angucken, an deren Lippen hängen. Diese Zuschauerhaltung, die wir als Kind schon hatten bleibt immer. Man kann sagen, im dunklen Kinosaal wird man wieder zum Kind, das mit offenem Mund und offenen Augen voller Erwartungen steckt und sich mitreißen lässt. Das bleibt. Der Dokumentarfilm ist im Grunde ein naives Medium, das immer wieder Anlass und Ansporn gibt, die Welt kennenzulernen, anders zu sehen, zu verstehen.
ES GIBT IMMER DIE SEHNSUCHT DER LEUTE, DIE WELT ERKLÄRT ZU BEKOMMEN.
18:18: Aber nicht nur die fremden Dinge der Welt, sondern auch die Dinge die uns verbinden.
Werner Ružička: Das Nahe kann so fern sein. Es gab da einen Film der nicht mehr beschrieb als den Alltag eines älteren schweizerischen Ehepaares, „Vaters Garten – Die Liebe meiner Eltern“. Der war Grossartig. Er hat wohl jeden Zuschauer gedanklich in seine eigene Kindheit versetzt.
18:18: Was stark heraus sticht, ist die Vielfalt der Filme auf dem Festival. Experimentelle Bilder und Inhalte lassen mich teilweise mit dem Gedanke aus dem Saal kommen, ob das jetzt eigentlich ein Dokumentarfilm war. Würdest du sagen, ein Dokumentarfilm muss ein bestimmtest Merkmal haben, um zu einem Dokumentarfilm zu werden? Was muss er erledigen?
Die Trennung zwischen Wirklichkeit und Fiktion ist eher künstlich.
Werner Ružička: Ich würde nur sagen, dass ein fiktionaler Film das Gegenteil ist. Man denkt sich etwas aus, schreibt es auf und sucht sich Leute um es ins Bild zu setzen. Ein Dokumentarfilm geht umgekehrt vor. Er findet etwas vor, eine Landschaft, ein Thema, einen Menschen, die man in Zusammenhang bringen will und macht das auf der Grundlage von realen Orten und von realen Menschen, dokumentarischen Körpern. Das jeder Drehanlass gewissermaßen arrangiert ist, ist klar, auch dem Zuschauer. Jenseits davon ist im Dokumentarfilm alles möglich. Am Anfang der Filmgeschichte wurde keine Trennung gemacht zwischen dem Spielfilm und dem Dokumentarfilm. Da war alles Film. Ob Märchen oder Wirklichkeit. Im Grunde ist die Trennung zwischen Wirklichkeit und Fiktion eher künstlich. Im Geschichtenerzählen mischen wir auch Dichtung und Wahrheit. Deswegen ist unser Alltag von solchen Elementen durchzogen.
18:18: Du kommst mit etlichen Dokumentarfilmern in Kontakt. Hier auf dem Festival herrscht eine sehr freundschaftliche Stimmung. Könntest du einen typischen Dokumentarfilmer beschreiben? Was macht ihn aus?
Werner Ružička: Neugier, Wachheit und totale Kompetenz. Neugier ist notwendig, denn die wahren Geschichten liegen auf der Straße. Leute die geschlossen durch Städte gehen, bloß auf den Boden oder in Schaufenster gucken, sind keine Dokumentarfilmer. Wachheit in dem Sinne, zu sehen, wie kommen Veränderungen, wie verändert sich etwas. Und totale Kompetenz, um sich mit Leuten vertraut zu machen, Gespräche führen zu können. Auch ein gewisser Charme ist notwendig, um die Lebendigkeit des Stoffes, der Lebendigkeit der Menschen entgegenbringen zu können. Dazu ist man ist darauf angewiesen im Team arbeiten zu können, Vertrauen zu erwecken und wie in allen künstlerischen Berufen eine Verführungsfähigkeit zu besitzen, die Kompetenz des Öffentlichen.
18:18: Inwiefern unterscheidet sich die Duisburger Filmwoche von anderen Filmfestivals? Was sind typische Merkmale für Duisburg?
Werner Ružička: Ich habe knapp drei Merkmale für die Duisburger Filmwoche. Das Erste ist, und da fragen viele kritisch nach, dass das Festival deutschsprachig gehalten wird. Das bedeutet nicht, dass in den Filmen nur deutsch gesprochen wird, sondern die Autoren kommen von hier, leben und arbeiten hier. Ich finde es wichtig, wenn über ein Kunstwerk gesprochen wird, in dem in den meisten Fällen mindestens ein Jahr Arbeit steckt, dass dies in einer Sprache geschieht, die sich Mühe gibt. Auf vielen Festivals auf denen ich bin, werden durch dieses „komische Englisch“ alle Genauigkeiten weg geschnitten. „I think öhm your film could have been… how to say…i missing the word…your film is not to short, to long…your film is a little bit to long. You know what i mean? How much did your film cost? Öhm how much money?“ Das bringt nichts.
WENN ÜBER EIN KUNSTWERK GESPROCHEN WIRD,SOLLTE DIES IN EINER SPRACHE GESCHEHEN, DIE SICH MÜHE GIBT. MAN KANN VON EINER MASSENBILDHALTUNG REDEN. BILDER WERDEN KAPUTT GEMACHT, VERSENDET, VEMATSCHT.
18:18: Die Frage der Sprache ist nicht sekundär?
Werner Ružička: Absolut nicht. Ich würde sagen, so genau man spricht, so genau sieht man. Der Zuschauer hat nach dem Film die Möglichkeit, durch sprachliche Mühe etwas zurück zu geben. Das Zweite ist, jeder Film ist der König während seiner Laufzeit. Ob morgens um 10 oder nachts um 12, nur dieser eine Film ist im Fokus. Es kann nicht passieren, dass man den einen Film nicht sehen kann, weil in Kino 17 der andere läuft. Auf den meisten Festivals trifft man sich zum Frühstück, trifft sich abends wieder und hat ganz selten vielleicht einen Film gemeinsam gesehen. Das finde ich schade. Schade, dass man solche Erlebnisse nicht teilen kann. Wir sagen, wir wählen von 1000 Filmen die in Frage kommen 30 aus und das vertreten wir auch.
SO GENAUER MAN SPRICHT, SO GENAUER SIEHT MAN.
Der dritte Punkt ist, wir gucken nicht danach die Ersten zu sein und nur Uraufführungen präsentieren zu können. Der Film „Betongold“ z.B. ist schon einmal im Fernsehen gelaufen und wir zeigen ihn noch mal. Im Fernsehen hat er eine Existenz, bei uns hat er eine andere. Es gibt einen schönen Spruch der sagt: „Ein Dokumentarfilm im Fernsehen ist, als ob man eine Feder in den Grand Canyon wirft und wartet, ob es ein Echo gibt, wenn sie unten ankommt.“ Ich finde das ist ein ganz schönes Bild. Im Fernsehen wird sozusagen sehr viel versendet. Hier in Duisburg bekommt der Filmemacher eine unmittelbare Reaktion, eine Ermunterung, eine Wertschätzung und Respekt. Man weiß wofür man gearbeitet hat, hat eine Motivation einen weiteren Film zu machen. Manche sagen, sie haben sich in Duisburg Kritik anhören müssen, wollen es für das nächste Jahr besser machen, mit einem Film, der noch mehr für Duisburg ist.
18:18: Wenn du gerade schon die Verbindung zwischen Dokumentarfilm und Fernsehen ansprichst: Würde es einen größeren Markt für Dokumentarfilme geben, wenn man sie auch mal mittags sendet, wo sonst ja vor allem Quatschprogramm läuft? Oder ist das eine schwierige Meinungsfrage?
Werner Ružička: Nein das ist keine Meinungsfrage. Das ist die Frage einer absolut kaputten Medienpolitik. Es ist furchtbar, wie diese unglaublich reiche Anstalt, das öffentliche Fernsehen, der WDR, aus allen Nähten platzt vor Geld. Wir haben eben den Film „Gegenwart“ von Thomas Heise gesehen. Ein Film von über einer Stunde kostet 30.000 Euro. Davon geht noch Geld für den WDR ab und deren Steuern und so weiter. So einen wunderbaren, großartigen Film über Leben und Tod, der so viel aussagt, den kriegen die für ein Zuckerbrot. Das ist eine Minute Fußball; und dann sagen die, „wir haben kein Geld wir würden ja gerne, und die Sendeplätze und die Zuschauer“. Was passiert? Die senden ihren Dreck. Ihre „Unterwegs im Münsterland“ oder „Gartenfreuden im kölschen Karneval“ oder Galoppreiten und die blöden Comedy Serien und so. Das Durchschnittsalter vom WDR ist 67 Jahre. Sie fragen sich aber, wo die jungen Zuschauer sind. Aber dass junge Zuschauer wie ihr, unterwegs seid in ganz anderen Bilderwelten und eher mal was freches und was provokatives sehen würdet, dazu sagen sie dann, dass wir doch dafür unsere Spartenkanäle Arte und 3Sat haben. Mag sein. Aber auch da werden die Plätze immer geringer für solche ambitionierten Filme. Und wenn ich die jungen Erwachsenen immer nur wegschiebe, dann guckt keiner mehr WDR. So ist das eben und ich verstehe das nicht.
18:18: Ich kenne von vielen meiner Freunde, dass man ja die Möglichkeit wie z.b. jetzt auf Youtube hat, sein eigenes Filmprogramm zusammen zu stellen. Die Dinge die guten Inhalt anbieten. Ich guck auch nie Fernsehen zuhause.
Werner Ružička: Ich sag auch oft meinen Studenten wenn ich meine Kurse gebe: Heute Abend guckt ihr von 11 bis 12 Fernsehen, egal was. Oh nö Werner. Ihr müsst kapieren was Programm heißt, was Fernsehen leisten kann. Ich halte das Fernsehen ja für eine kulturell tolle Erfindung. Sollte man nicht aufgeben! Nur als Beispiel: Jetzt sagen alle die Amis haben mit der Serienkultur was ganz Neues im Fernsehen. Hätten wir auch haben können. Fernsehen ist spannend, es muss nur gewollt werden. Guckt euch an was Fernsehen leisten kann und lernt wie es funktioniert. Sagt mir was ihr gut und was ihr nicht gut findet. Und dann kommt zurück: Oh muss das sein. Es gibt keinen ganz schlechten Film. In jedem Film gibt es eine Geste, ein Gesicht oder eine Dialogstelle, die man schön findet. Aber in der Tat treiben die einen dazu das Fernsehen aufzugeben.
18:18: Beobachtest du selbst auch diese amerikanische Serienbewegung?
Werner Ružička: Ich bin nicht so ein Freund davon.
18:18: Von den Serien oder von dem Format?
Werner Ružička: Wie soll ich das beschreiben. Ich mag es nicht wenn Leute den neusten Trend ausrufen. Da bin ich schon zu alt und zu erfahren, um immer dem neusten Trend nachzulaufen. Ein Beispiel: Wenn heute Goethe leben würde oder Schiller, Dozijewski, Tolstoi oder Thomas Mann, sie würden Drehbuchautoren sein. Weil, die wahre Narration finde ich überhaupt nicht. Ich finde persönlich die Serien wie Breaking Bad, habe ich mir sogar mal für wirklich viel Geld bei iTunes runtergeladen, sehr voraussagbar. Ist ok und ich find das toll und ich mag fiktionale Sachen und kann man machen. Ich bin ein sehr großer Freund vom seriellen Prinzip. Das mag ich deswegen schon, weil alle dokumentarischen Erzählungen immer seriell sind. Warum weiß man wer man ist? Weil die Oma einem irgendwann sagt: Weißt du was Wernerchen, du hast die Nase wie deine verstorbene Großtante Else, die hatte genau so eine Nase wie du, und als deine Mutti noch klein war, hat die da und da gespielt. Oder ach, du weißt gar nicht wie schön es bei uns zuhause war. Man wird als Mensch durch eine dokumentarische Erzählung eingeführt. Wo man herkommt, wo die Familie herkam. Man wird zum Individuum indem man eingebettet wird in eine Familienerzählung. Das ist eine serielle Erzählung. Und dann wenn man älter wird, das kennen wir auch alle, kommen Konflikte und man geht weg von zuhause. Wenn man dann zurückkommt, fängt man wieder an zu erzählen: Mutti wie war’s heute, wie hast du den Vater kennengelernt, gab’s da Krisen. Also das sind so dokumentarische Erzählungen, das find ich spannend.
JEDER FILM IST DER KÖNIG
WÄHREND SEINER LAUFZEIT.
Das 18:18 Gespräch führte Elefterions Efhimiadis
DREHTEAM: Isabell Kunz // Stephanie Danne // Teresa Prosch // Patrick Langenbeck