Einmal bis zum Unangenehmen und zurück: Exposed

Exposed | Show
Foto: Stephanie Danne

Bunny Love, The Arms, Rose Wood und The World Famous *Bob* haben eine Gemeinsamkeit — Ihre Leidenschaft für Nacktheit und Burlesque. In ihrem Film „Exposed“ zeigt Regisseurin Beth B eine New Yorker Untergrundszene, die sich nicht mehr am Rande der Gesellschaft zu befinden scheint.

„Exposed“ lässt Künstler zu Wort kommen, die auf den New Yorker Burlesque-Bühnen zuhause sind. Oftmals haben ihre Performances nicht mehr viel mit klassischer Erotik zutun und befinden sich hart an der Grenze zu Gewalt und zum Vulgären. Allerdings sorgen der Charme, der Humor und das Selbstbewusstsein der Darsteller für großartige Unterhaltung und schlagen eine Brücke zu sexueller Selbstinszenierung. Zurück bleiben schockierte, beeindruckte und begeisterte Zuschauer.

„Freedom is political“

Das Zitat stammt von einem der interviewten Burlesque-Künstler und trifft den thematischen Kern der Dokumentation. Es geht um die Freiheit, seinen Körper zu zeigen und stolz darauf zu sein, auch wenn er vielleicht nicht dem derzeitigen Schönheitsideal entspricht. Es geht darum, sich selbst zu akzeptieren, auch wenn man mit Unsicherheiten zu kämpfen hat. Und es geht um das Ausleben der eigenen Sexualität, auch wenn sie sich nicht in eine Schublade einordnen lässt. Beth B verwendet das Wort „transfluid“ als Beschreibung der sexuellen Orientierung einiger Protagonisten aus „Exposed“. The World Famous *Bob* zum Beispiel berichtet über ihr ursprüngliches Vorhaben, sich zu einem Mann umoperieren zu lassen, nur um dann eine „echte“ Drag-Queen sein zu können. Obwohl sie äußerlich eine Frau ist und an Männern Interesse hat, ist sie ein Mann. Ihre Geschichte fasziniert mich besonders, weil es mir als heterosexuelle Frau im ersten Moment nicht leicht fällt, diese geschlechtliche Zuordnung nachzuempfinden. Der Dokumentarfilm zeigt selbsterklärend, wie „flüssig“ Sexualität sein kann.

„Exposed“ setzt sich fast aufklärerisch über Tabus hinweg, bricht mit gesellschaftlicher Konformität und wirbt für Toleranz und Akzeptanz. Man wird angeregt, über sich selbst nachzudenken. Schockiert, beeindruckt und begeistert bleibe ich zurück — Mit deutlich mehr Mut zum selbstbewusst Sein.

von Katrin Gruszczyk